Die unterschiedlichen Facetten des Wachstums
«Heute Abend mussten Sie sich zwischen Fussball und Raumplanung entscheiden», so begrüsste Philipp Kutter, Stadtpräsident von Wädenswil, die Anwesenden. Über 110 Personen haben sich für Letzteres entschieden. Sie fanden sich am Mittwochabend in der Kulturhalle Glärnisch zum zweiten Wädenswiler Dialog mit dem Titel «Wädenswil wächst – aber wie dicht und auf welche Art?» ein. Gemeinsam mit Expertinnen und Experten wurden die Chancen und Risiken einer qualitätsvollen Entwicklung nach Innen diskutiert.
Zum Einstieg beantworteten die Teilnehmenden die Fragen: «Wenn wir über Wachstum reden, was verbinden Sie damit? Was löst der Begriff bei Ihnen aus? Was bedeutet der Begriff für Wädenwil». Eine Person sagte: «Es gibt Veränderung, Dichtestress und eine Neubewertung». Eine andere Person «hofft auf kleines Wachstum». Die verschiedenen Antworten zeigten, dass das Thema Wachstum die Wädenswiler Bevölkerung bewegt.
Prof. Dr. Stefan Kurath vom Institut Urban Landscape der ZHAW führte in seinem Inputreferat aus, dass mit der Gesamtrevision der Nutzungsplanung nicht das Wachstum geplant wird, sondern die Rahmenbedingungen für die Umsetzung von Prognosen gemacht werden. Der öffentliche Raum ist dabei ein zentrales Thema. Hier treffen sich künftig die Leute, hier findet Vielfalt statt. Die Abteilungsleiterin Planen und Bauen von Wädenswil, Rita Newnam, gab einen Einblick in die Entwicklung von Wädenswil der letzten 50 Jahre. Sie betonte, dass es für die Stadt Wädenswil zentral ist, dass Wachstum an den Orten passiert, an denen es die dazu notwendige Infrastruktur gibt.
Das «Konzert der Lebensstile» in der Innenentwicklung berücksichtigen
Anschliessend wurde das Thema «Wachstum» auf dem Podium mit Wilhelm Natrup, Kantonsplaner des Kantons Zürich, PD Dr. Gabriela Muri, Universität Zürich und ZHAW, Departement Soziale Arbeit, Lukas Bühlmann, Direktor EspaceSuisse, Stadtpräsident Philipp Kutter sowie Prof. Dr. Stefan Kurath unter der Leitung von Michael Emmenegger diskutiert. Lukas Bühlmann erläuterte, was das neue Raumplanungsgesetzt der Schweiz in Gang gebracht hat: Die Bevölkerung hat begonnen, sich für Siedlungsentwicklung zu interessieren und man spricht allgemein viel mehr über Qualität und die Aufwertung von Ortszentren. Gabriela Muri bezeichnet die vielfältigen Lebensentwürfe als «Konzert der Lebensstile». Sie betont, dass dies in die Innenentwicklung Eingang finden müsse. Denn wer nutzt zukünftig die Alltagsräume vor Ort noch, wenn der Freizeitverkehr immer stärker zunimmt? Attraktive Aussen- und Freiräume, die zur Begegnung einladen, sind deshalb sehr wichtig. Wilhelm Natrup zählte die drei wichtigsten Punkte der Innenentwicklung auf: Innenentwicklung vor Aussenentwicklung, also zuerst die inneren Reserven brauchen, prüfen ob die Infrastruktur bereit ist (beispielsweise hat es genügend Schulen, genügt das Verkehrskonzept etc.) und schauen, ob die Bevölkerung mitgenommen wurde. Nach der Podiumsdiskussion hatten die Teilnehmenden die Möglichkeit, Fragen zu stellen, was rege genutzt wurde.
Das Fazit des Abends war: Beim Wachstum geht es nicht um Quantität, sondern um Qualität. Und jede Gemeinde hat andere Qualitäten, andere Voraussetzungen und wächst somit unterschiedlich.