Das Klima schützen und ökologische Freiräumesichern – ein Gebot der Stunde
50 Wädenswilerinnen und Wädenswiler erfuhren in der «vollen» Kulturhalle Glärnisch – coronabedingt im gebührenden Abstand – wo Wädenswil beim Klimaschutz steht und wie wichtig ökologisch gestaltete Frei- und Grünräume sind. Die Veranstaltung wurde live ins Internet gestreamt. So konnten interessierte Zuschauerinnen und Zuschauer den 3. Wädenswiler Dialog zeitgleich auch online verfolgen.
Im ersten Referat zeigte Valentin Delb vom AWEL, weshalb es dringend eine Strategie der Dekarbonisierung in allen Lebensbereichen braucht. Die 14 Tonnen Treibhausgase pro Kopf und Jahr in der Schweiz müssen rasch stark reduziert werden. Sonst lassen sich die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht erreichen. Der wichtigste Handlungsbereich für den Kanton Zürich ist dabei die energetische Gebäudesanierung. Delb rief die Stadt dazu auf, bei ihren Gebäuden mit gutem Beispiel voranzugehen. Denn hier haben Gemeinden und Städte direkt Einfluss, mehr als beim Konsum und bei der Mobilität. Der Kanton wird Ende Jahr seine Klimastrategie veröffentlichen. Ziel ist es, bis spätestens 2050 die Treibhausgasemissionen auf netto null zu reduzieren.
Im zweiten Referat zeigte die Landschaftsarchitektin Cordula Weber, warum eine klimaangepasste, grüne Siedlungsentwicklung so wichtig ist und wie man dabei vorgehen kann. Zuallererst gilt es dafür besorgt zu sein, dass beim Unterhalt und wegen Neubauten nicht schleichend Grünflächen und Bäume verloren gehen. Mit einem ganzen Strauss an Empfehlungen veranschaulichte sie, wie man in der Stadt- und Siedlungsentwicklung handeln kann, um die Hitze zu mindern, die Biodiversität zu erhöhen und die Nutzbarkeit des Aussenraums auch im Sommer zu verbessern. Eindrücklich zeigte Weber die Bedeutung grosser Bäume auf, nicht nur als charaktervolle Elemente, die Identität herstellen, sondern auch für die Hitzeminderung und für die Biodiversität: Um den Effekt einer 100-jährigen Eiche zu ersetzen, braucht es mindestens 100 neue zehnjährige Eichen und nicht bloss zehn.
Im dritten Referat erklärte Rita Newnam, Leiterin Planen und Bauen der Stadt Wädenswil, welche Freiraumvorgaben der kommunale Richtplan bietet und wie Wädenswil seine Frei- und Grünräume, Naherholungs- und Naturschutzgebiete sichert. In der Nutzungsplanung, die nun revidiert wird, gilt es Anforderungen an qualitätvolle Grünflächen und -strukturen bei der Siedlungsentwicklung deutlich zu formulieren und verstärkt einzufordern, wie Newnam ausführte.
In der Podiumsdiskussion haben Heini Hauser, Manuela Di Giulio und Kaspar Zirfass aufgezeigt, wo Wädenswil bei diesen Themen heute steht und was es in Zukunft braucht. Deutlich wurde: das Thema Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel hat in Wädenswil noch nicht die nötige Dringlichkeit erreicht. Auch müssen Massnahmen zum Klimaschutz stärker vermittelt und ihre Umsetzung unterstützt werden. Bei der Stärkung der Ökologie ist Wädenswil mit der neuen Fachstelle Biodiversität hingegen auf gutem Weg – und was man schon jetzt auf einfache Art und Weise verbessern kann, zum Beispiel bei den Verkehrskreiseln, zeigte ein Votum einer Teilnehmerin. Aber: grosse Bäume, die für das Stadtklima und das Stadtbild so wichtig sind, lassen sich momentan noch nicht schützen. Hier braucht es auf kantonaler Ebene gesetzliche Anpassungen und einen Bewusstseinswandel bei Bauwilligen und Bevölkerung. Diesen Wandel kann eine Stadt aktiv vorantreiben und das lohnt sich, denn – darin war sich das Podium einig – investieren in den Klimaschutz und in die Biodiversität ist ein Standortfaktor, der immer wichtiger wird. Hier kann sich Wädenswil als Energiestadt noch besser profilieren.